Bewährung des Glaubens im Gottvertrauen


■ In der Lesung der hl. Messe vom Fest Erscheinung des Herrn erinnert uns die katholische Kirche zuerst an ein zentrales Element der christlich-katholischen Glaubenshaltung. So lesen wir da aus dem Buch des Propheten Isaias: „Auf! Werde Licht, Jerusalem! Siehe, es kommt dein Licht; die Herrlichkeit des Herrn ging strahlend auf über dir. Denn siehe, Finsternis bedeckt die Erde und Dunkel die Völker; über dir aber geht der Herr auf, und Seine Herrlichkeit erscheint in dir.“ (Is 60, 1f.)
Der Glaube ist eine heilige Berufung, ein intensiver Ruf Gottes an die Seele des Menschen! Wir sollen eine Gemeinschaft mit dem heiligen, ewigen und lebendigen Gott eingehen, der uns durch Seine Gnadenmitteilung geistig zu Licht, zu Seinem Licht machen möchte. Zu diesem Zweck ist Er ja auch Mensch geworden und hat uns durch Sein stellvertretendes Leiden und Sterben eine solche Liebe erwiesen, die uns in ihrer sühnenden und somit erlösenden Kraft zu Seinen Kindern, zu Kindern des Lichts machen kann, wenn wir natürlich unser Herz dafür entsprechend öffnen.
Gerade darin sollen sich die Jünger Jesu von den Menschen und „Völkern“ unterscheiden, die noch von der geistigen „Finsternis“ der Sünde umgeben sind bzw. in ihrem Inneren mangels der (hinreichenden) Gnade Christi ein „Dunkel“ durchmachen – etwa auch das der übertriebenen Angst und bisweilen auch künstlich erzeugten Panik vor diesem Virus oder jener an sich immer möglichen Erkrankung. Zwar leidet ein katholischer Christ ebenfalls unter den Unzulänglichkeiten der menschlichen Natur und den entsprechenden Folgen der Erbsünde. Er spricht auch unmissverständlich an, was moralisch gut und was eindeutig schlecht und falsch ist bzw. lehnt sich mit allen sittlich legitimen Mitteln gegen Unrecht und Sünde auf.
Aber er versucht auch, die betreffenden Kreuze mit Blick auf Gott als Buße zum Zweck der Sühne anzunehmen bzw. wehrt sich im Vertrauen auf die stärkende und heilende Gnade Christi somit energisch gegen jegliche Versuchung zur Niedergeschlagenheit, Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung. Denn er konzentriert und fokussiert sich trotz aller hier auf Erden durchzufechtenden sittlichen Kämpfe immer wieder und immer mehr auf seine eigentliche positive Aufgabe und vordergründige Agenda als Jünger Jesu, nämlich Gott zu lieben und zu dienen und in dieser Liebe Christi auch allen Menschen zu begegnen, die ihm auf seinem Lebensweg begegnen!
Somit versucht ein Christ auch ganz bewusst, hinter allen Ereignissen im menschlichen Mikro- und Makrokosmos dann immer auch die Spur Gottes zu sehen und sowohl Seine warnende als auch tröstende Stimme zu vernehmen. Dann versteht er auch persönlich nachzuempfinden, was der hl. Apostel Paulus so eindrucksvoll formulierte: „Ich bin überzeugt: weder Tod noch Leben, weder Engel noch Herrschaften noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Mächte, weder Hohes noch Niederes noch sonst etwas Erschaffenes vermag uns von der Liebe Gottes zu scheiden, die da ist in Christus Jesus, unserem Herrn.“ (Röm 8,38f.)
Wenn wir nicht diesen großen Schatz des Glaubens hätten – hört man in letzter Zeit besonders häufig gläubige Menschen sagen –, dann würden wir ja ebenfalls psychisch durchdrehen und voll Verzweiflung draufgehen. Und gerade in Zeiten einer schweren Prüfung und teilweise auch existenziellen Heimsuchung lässt sich am besten erkennen, von welchem Geist der Mensch primär beseelt ist bzw. welche Grundhaltung bei ihm stärker ausgeprägt ist.
■ Im Evangelium der Liturgie von Erscheinung des Herrn begegnen uns dann drei Männer (vgl. Mt 2,1-12): „Da kamen Weise aus dem Morgenland nach Jerusalem und fragten: ‚Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben nämlich seinen Stern im Morgenland gesehen und sind gekommen, ihm zu huldigen.‘“ Wegen der Dreizahl der Geschenke von „Gold, Weihrauch und Myrrhe“, welche sie dann dem Jesuskind dargebracht haben, schließt man auch auf ihre Dreizahl.
Ob unabhängig voneinander oder je einzeln, aber sie haben in jedem Fall eine ganz bestimmte und eben außergewöhnliche Erscheinung am Himmel wahrgenommen: einen offensichtlich besonders hell leuchtenden „Stern“. Sie waren keine Könige im üblichen Sinn des Wortes, sondern Menschen, die man heute wohl Naturwissenschaftler nennen würde.
Aus theologischer Sicht ist es nicht entscheidend, was genau diese besondere Erscheinung aus sich darstellte. Vielleicht waren es zwei Planeten des Sonnensystems, die von der Erde aus betrachtet wie ein und eben stärker leuchtender Himmelskörper erschienen sind. Gerade am 21.12.2020 kamen die Planeten Saturn und Jupiter auf ihrer jeweiligen Laufbahn das erste Mal seit 1623 so zusammen, dass sie wie ein Objekt erschienen. Oder es war irgendein anderes physikalisches Ereignis, auf welches man heute nicht schließen kann, oder ein übernatürliches Zeichen.
Wichtig ist, dass diese drei Männer den am Himmelsfirmament beobachteten „Stern im Morgenland“ als ein Zeichen Gottes wahrgenommen und als einen Ruf interpretiert haben, sich auf den Weg zu begeben, um den zu finden und dem zu huldigen, der nach ihrem Verständnis damals die Ursache der betreffenden neuen und ihnen unbekannten Himmelserscheinung gewesen sein musste.
Diese drei Männer waren nicht einmal Juden. Also gab es für sie keine Väter, keine Verheißungen, keine Prophezeiungen und somit auch keine spezifisch jüdische Messias-Erwartung. Aber sie machten sich trotzdem auf den Weg, weil sie im Stern, der sie dann in der Folge auch führte, dem Ruf der höheren himmlischen Macht folgten, was auch immer sie als Heiden zu dem Zeitpunkt unter dem Begriff „Gott“ verstanden haben sollten. Aber der wahre Gott kennt Wege, sich dem Menschen sicher erkennbar zu zeigen.
Daran sehen wir, was Glaube seinem Wesen nach ebenfalls ist – Gottvertrauen! Allem Anschein nach haben diese drei Männer auch nicht lange gezögert mit ihrer Entscheidung, dem Stern zu folgen. Dabei wussten sie nicht einmal, wohin, an welchen geographischen Ort genau die Reise sie führen werde.
In unserem Leben befinden wir uns ebenfalls oft genug in einer schwierigen Entscheidungssituation. Ja, bisweilen müssen wir lang und hart um die Erkenntnis des Willens Gottes kämpfen, vor allem, wenn es sich um Entscheidungen handelt, die den Rest des Lebens betreffen und oft nicht mehr zu wiederkehren sind wie z.B. bei der Standes- und Berufswahl oder bei sittlichkeitsrelevanten Entscheidungen, die unser Leben unter Umständen auch sehr nachteilig beeinflussen können.
Aber wir können dann durch intensives Gebet und die Lektüre der Heiligen Schrift und anderen geistlichen Literatur, durch die Verinnerlichung des heiligen Glaubens oder auch durch prägende Erfahrungen oder verschiedenste Lebensumstände bedingt doch zur Erkenntnis dessen kommen, was genau der Wille Gottes für uns bedeutet.
Und dann kommt es darauf an, wie fest unser Glaube ist und wie viel Gottvertrauen wir aufbringen! Die Schwierigkeit dabei besteht für uns dann oft darin, dass wir ebenfalls nicht hinreichend abschätzen können, welche konkreten Folgen für uns aus dem Befolgen des betreffenden Rufes Gottes entstehen könnten und wohin uns das alles letztendlich bringt. Also kennen wir wie jene drei Weisen weder die genauen Zwischenstationen noch das Endziel der betreffenden „Reise“ genau.
Die drei Männer, die im Volksmund die Namen Kaspar, Melchior und Balthasar erhalten haben, trafen eine klare Entscheidung und siehe da, der Stern erschien ihnen nicht nur zu Beginn, sondern führte sie auch danach die ganze Zeit, ihnen den jeweils weiteren Abschnitt der begonnenen Reise anzeigend. So erfährt eine gottliebende Seele den Trost und erlebt die Führung Gottes oft erst dann besonders tief bereichernd, wenn sie zuvor ein klares Ja zum erkannten Willen Gottes fasst – Schritt für Schritt, Tag für Tag!
Unter dem „Morgenland“ verstand man damals Mesopotamien, das Territorium des heutigen Irak. Die Entfernung zwischen Bagdad und Jerusalem beträgt gute 1000 km. Sollten sie in diesem Zweistromland den Euphrat und Tigris weiter aufwärts oder abwärts gelebt haben, vergrößert sich die betreffende Reisedistanz entsprechend.
Somit betrug die betreffende Dauer der betreffenden Reise auf Kamelen und mit Dienerschaft allerwenigstens mehrere Wochen. Während dieser Zeit trafen sie bei Nachtlager in den verschiedenen Ortschaften und Wasseroasen sicher auch eine Menge anderer Reisenden, so z.B. Händler mit ihren Waren. Sicherlich kam es dabei zu Gesprächen über den Zweck und das Ziel ihrer Reisen. Und welche kritischen und vielleicht auch dummen Kommentare haben sich unsere drei Pilger wohl anhören müssen, nachdem sie auf betreffende Fragen antworten mussten, sie wüssten nicht, was das Endziel ihrer Reise sei, sie würden lediglich einem Stern folgen! Man stelle sich das lebhaft vor – sich in Selbstüberschätzung für „modern“ und „aufgeklärt“ haltende Menschen gab es sicher auch damals zuhauf.
Wie für uns Menschen charakteristisch sind dann höchstwahrscheinlich auch bei ihnen gewisse Selbstzweifel aufgekommen. Haben wir uns richtig entschieden? Unterlagen wir dabei nicht etwa einer Täuschung – sowohl was das Erblicken der neuen Himmelserscheinung angeht als auch deren Interpretation? Jetzt unterwegs haben wir uns eine Menge kritischer Fragen und Bemerkungen anhören müssen. Sollen wir die Reise überhaupt fortsetzen? Wäre es nicht vernünftiger umzukehren und uns somit weitere Häme zu ersparen? Denn die können ja wohl kaum alle falsch liegen.
Aber unter dieser sich letztendlich doch segensreich auswirkenden Rückbesinnung auf den erlebten Ruf des Sterns haben sie neue Kraft geschöpft und sind weitergegangen. Schlussendlich ermöglichte ihnen nach der ersten grundsätzlichen Entscheidung nur eine ganze Reihe an (vielleicht auch als unbedeutend erscheinenden) kleinen Tagessiegen die letztendliche Ankunft am Endziel. Ja, es geht um Vertrauen, um ein tiefverwurzeltes Gottvertrauen, dass Er nämlich zu Seinen ursprünglich gemachten Verheißungen stehen und uns niemals im Stich lassen werde. Und sollte man dann Seinem Ruf folgend menschlichen Widerstand erfahren oder sogar ein nicht unbedeutendes Kreuz durchleiden, vertraut ein Jünger Christi darauf, dass er von Ihm Trost und Stärkung erfährt. Erwies sich ja gerade die schmachvollste Verurteilung Jesu und Sein furchtbares Leiden am Kreuz schlussendlich als Erlösung und göttlicher Segen für die gesamte Menschheit!
Somit ist es auch in unserem Leben nicht ausreichend, lediglich einmal zu Beginn eine richtige Entscheidung getroffen zu haben. Diese muss immer und immer wieder erneuert und bestätigt werden – morgen wie heute, in neuen und sich jeweils verändernden Lebenssituationen. Aber dadurch erreichen wir ebenfalls eine heilsame Verfestigung im guten Willen und der grundsätzlichen liebenden Hingabe an Gott. Der Glaube und das Gottvertrauen als tiefe Verwurzelung in Seine Vorsehung nehmen zu und manche eigenen die getroffenen Entscheidungen hinterfragenden Zweifel sowie die ungläubige Kritik anderer setzen dann nicht mehr so stark zu wie vielleicht zu Beginn der „Reise“, sondern reichen sogar zum geistigen Wachsen in Glauben, Hoffnung und Liebe!
So beinhaltet der Glaube Gottvertrauen und das Gottvertrauen seinerseits die Beharrlichkeit, das selige Verharren im Guten! Man verfestigt sich langsam aber stetig positiv und erreicht mit Hilfe der Gnade Gottes sowohl eine Stärkung der eigenen Überzeugung als auch eine Intensivierung der Bekennerwirkung nach außen!
■ Nun führte der Stern die drei Weisen nach Jerusalem. Nach der Logik der damaligen Zeit und Gesellschaft nahmen sie an, dass in dieser Hauptstadt Israels zuvor etwas Besonderes geschehen sein musste, vorzüglich die Geburt eines nicht gewöhnlichen Kindes. Somit gehen sie zum Palast des Königs Herodes und fragen nach, wo denn „der neugeborene König der Juden“ sei.
Daraufhin mussten sie dann aber eine schockierende Erfahrung machen. Sie sind Fremdlinge und kommen mit der großen Erwartung nach Jerusalem, mit den Bewohnern der Stadt und des Landes eine große Freude zu teilen. Was aber passierte, muss sie bestürzt haben: „Als König Herodes das hörte, erschrak er und ganz Jerusalem mit ihm.“ (Mt 2,3.)
Aus der Perspektive dieser drei frommen Pilger und des Evangeliums insgesamt hatte sowohl die führende politische als auch religiöse Schicht des Volkes Israel nicht nur nicht die geringste Kenntnis über die heilsrelevante Geburt des besonderen Kindes, sondern sie sind beim Vernehmen dieser Kunde sogar erschrocken!
Die Juden besaßen die Väter, Propheten und messianischen Prophezeiungen. Offiziell warteten sie ja auch auf die Ankunft des verheißenen Messias und hätten dann als allererste einen großen Gewinn und geistigen Nutzen davon. Das Faktum ihres Wissens lässt sich ja gerade aus der Tatsache bestätigen, dass „alle Hohenpriester und Schriftgelehrten des Volkes“, die daraufhin zusammengerufen worden sind, die genaue Angabe des Ortes der Geburt dieses erwarteten Messias angeben konnten: „zu Bethlehem in Judäa“! (Mt 2,4f.)
Faktisch aber ist in ihnen diese geistig-relevante Sehnsucht nach dem wahren Erlöser nicht lebhaft ausgeprägt gewesen, weil sie sie etwa durch ihr primäres Streben nach irdischen Werten niederdrücken ließen. Bezeichnenderweise ist daraufhin auch niemand von ihnen mit den drei Weisen nach Bethlehem gepilgert. Obwohl sie theoretisch darauf gewartet und nun von Pilgern aus einem fernen Land die Kunde von einer außergewöhnlichen Himmelserscheinung zur Bestätigung der Geburt des Messias vernommen hatten, sahen sie es als nicht angebracht, mitzugehen und zu huldigen. Zumal die Distanz von Jerusalem nach Bethlehem lächerliche 12-14 km beträgt.
Somit erwächst auch für uns daraus die Erkenntnis, dass der Glaube (etwa im Konfliktfall) geltungsmäßig nur über und keinesfalls unter der Meinung der Politik stehen kann. Auch wenn man als katholischer Christ an sich ein guter Staatsbürger sein soll, besitzen etwa die moralischen Forderungen des Glaubens eindeutig Priorität vor den Entscheidungen welcher politisch-gesellschaftlichen Gremien auch immer. So bekannten ja „Petrus und die anderen Apostel“ freimütig, als man ihnen nämlich verbieten wollte, im Namen Jesu zu lehren: „Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen“ (Apg 5,29).
Dieser Grundsatz erstreckt sich sehr wohl auch auf Fälle, wenn sich eine zuvor legitime kirchlich-religiöse Autorität gegen den erhaltenen heiligen Auftrag wendet, in ihrer geistigen Hirtenschaft die ihnen anvertraute Herde der Gläubigen auf dem rechten Weg zu leiten und mit gesundem Eifer niemand anders als Jesus Christus zuzuführen!
Die betreffenden religiösen Autoritäten in Jerusalem verrieten aber ganz offenkundig ihre Berufung, in ihrem Wirken generell den messianischen Erwartungen zu entsprechen. Daher erscheint die Anweisung „im Traum“, die unsere drei Pilger dann später erhalten haben, nicht nach Jerusalem „zu Herodes zurückzukehren“ (Mt 2,12), auch als ein Urteil Gottes über die Autorität der Hohenpriester und Schriftgelehrten, die sich ja praktisch mit Herodes zu einem antimessianischen politisch-religiösen System zusammengerottet haben.
So erfahren ja auch wir heute zur Genüge, wie weit sich die einflussreichen Kreise in der Politik in einer ganzen Reihe von wichtigen Fragen, die sehr wohl auch unser Gewissen als katholische Christen betreffen, bisweilen so sehr von guten Sitten und entsprechenden katholischen sittlichen Prinzipien entfernt haben, dass man deren Entscheidungen im Gewissen nicht annehmen kann und darf.
Viel tragischer erscheint da die Tatsache, dass die Organisation, die sich heute offiziell zu Unrecht „katholische Kirche“ nennt, seit Mitte des 20. Jahrhunderts einen solchen Bruch mit der eigenen geheiligten Glaubenstradition und geschichtlichen Vergangenheit vollzogen hat, dass ihr sogar um des Erhalts der eigenen christlich-katholischen Identität willen keine Gefolgschaft mehr erwiesen werden darf! Denn dieser praktizierte kirchliche Modernismus hat sich wie damals die Hohenpriester und Schriftgelehrten mit der politischen Oberschicht zu einem System zusammengeschworen, in welchem für den wahren Gott und die Suche nach Ihm nicht nur kein Platz mehr ist, sondern das betreffende Streben Christus-liebender Seelen im Namen der neu definierten „Humanität“ in einigen wesentlichen Bereichen praktisch grundsätzlich kriminalisiert wird. Man beachte doch nur, was der jetzige „Papst“ in diese Richtung so alles von sich gibt – Zeitgeist pur!
Nachdem sich die drei Weisen von Jerusalem aus auf den Weg nach Bethlehem gemacht hatten, zog der Stern wieder „vor ihnen her, bis er schließlich über dem Ort stehenblieb, wo das Kind war. Als sie den Stern sahen, empfanden sie eine überaus große Freude“ (Mt 2,9f.) Nachdem sie alle betreffenden Hindernisse und Zweifel überwunden hatten, tröstete sie der Herr wieder mit dem Erscheinen des Sterns, „den sie im Morgenland gesehen hatten“ (Mt 2,2).
Wer tapfer kämpft und ringt und sich dabei auch positiv hartnäckig erweist, wird für seine edle Standhaftigkeit des Privilegs gewürdigt, nach all den Entbehrungen in Gott wieder und immer wieder die berühmte Erste Liebe zu erleben, der uns ja „von Jugend auf erfreut“ (Ps 42,4.) Diese „überaus große Freude“ beim Erblicken des Sterns hat unsere Pilger sicher für alle Strapazen der Reise und die dabei erlebten menschlichen Enttäuschungen viel mehr als nur entschädigt!
So wurden sie dann auch zum betreffenden Haus geführt „und sahen das Kind mit Maria, Seiner Mutter. Sie fielen nieder und huldigten Ihm. Dann taten sie ihre Schätze auf und brachten Ihm Geschenke dar: Gold, Weihrauch und Myrrhe.“ (Mt 2,11.) Also haben nur die, die sich große Mühen gegeben und angesichts aller Prüfungen als standhaft erwiesen und dabei unbedingt ein sehr großes Gottvertrauen an den Tag gelegt haben, auch das geistige Ziel erreicht – den wahren Gott gefunden! Dabei waren unsere drei Pilger menschlich gesehen viel weniger dafür prädestiniert als die in Israel lebenden Juden.
Es zählen bei Gott also weder der Name noch die Familie noch die Abstammung noch der Besitz noch die Stellung in der Gesellschaft noch der Erhalt der Höheren Weihen noch die Königswürde noch das Papstamt, sondern letztendlich die Ehrlichkeit der eigenen Suche nach Ihm, die Aufrichtigkeit der Hingabe an Ihn und zugleich die Beharrlichkeit im Guten – bei der Frage nämlich, von wem Er sich finden lässt! So schaut Gott auch bei uns auf unser Herz. Und wenn es mit unserer Einstellung stimmt, werden auch wir jeden Tag Gott von neuem finden und geistig an der Krippe des Herrn ankommen dürfen!
■ Das letzte Jahr hat uns besonders deutlich vor Augen geführt, wer in dieser Welt bestimmt und die „Spielregeln“ aufstellt. Dies alles erfüllt wohlmeinende und das eigene Denken erhaltende Seelen mit zusätzlicher Sorge um die Zukunft. Auf der einen Seite kann man sich da bisweilen des Eindrucks nicht erwehren, dass die Menschen immer und immer wieder zuerst tief sinken und ein größeres Elend erleben müssen, bis sie aufwachen und wieder für bessere Verhältnisse sorgen.
Auf der anderen Seite dürfen wir auch nicht vergessen, dass auch Gott auf eine Ihm eigene Art die Geschicke der Menschen lenkt. Somit weiß Er u.a. auch, die Tränen und den Schmerz unschuldig Leidender in Segen und Trost zu wandeln, ihre Mühen und Anstrengungen im treuen und hingebungsvollen Dienst Gottes als liebende Sühne für die Sünden der Menschen anzunehmen und auch ihr echtes Gottvertrauen, welches sie in noch so schwierigen und scheinbar hoffnungslosen Lebenssituationen an den Tag legen, so in geistiges „Licht“ zu wandeln, dass sie sowohl selbst zu Licht in der Gnade Jesu werden als auch andere mit diesem erlösenden Licht Christi beleuchten!
Niemals hat uns Jesus eine volle Gerechtigkeit und ideale Verhältnisse hier auf Erden versprochen, sondern Er sandte Seine Jünger dazu aus, Zeugnis für Ihn abzulegen. Ein solches Bekenntnis zur Liebe und Heiligkeit Gottes können und sollen wir auch dadurch ablegen, dass wir tiefes Vertrauen zu Seinem Ruf der Gnade und Vorsehung erhalten und mit diesem festen Gottvertrauen und der darin enthaltenen Liebe zu Gott der Macht des Bösen widerstehen! Und Gott, der ja als einziger den Gesamtüberblick besitzt, weiß dann, was, wann und wofür gut sein wird!

P. Eugen Rissling

 

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